Wie verändert sich der Himmel im Verlauf des Jahres?


  • Wegen der unterschiedlichen Position der Erde im Sonnensystem, hat jede Jahreszeit ihre eigenen Sternbilder
  • Nach Norden blickend schauen wir jedoch das ganze Jahr über auf die dieselbe Region des Weltalls

Warum sehen wir je nach Jahreszeit unterschiedliche Sternbilder? Und warum kommen im vor uns liegenden Frühling garantiert die gleichen Sterne wieder wie im vergangenen Frühling? Rufen wir uns zunächst ein paar Binsenweisheiten ins Gedächtnis: Die Erde dreht sich um die Sonne und die Zeitspanne eines kompletten Umlaufs bezeichnen wir als Jahr.

Gleichzeitig dreht sich die Erde ständig um sich selbst. Die Zeit, die die Erde für diese Eigendrehung braucht, teilen wir in 24 Stunden ein. Wenn wir bei dieser 24 Stunden dauernden Rotation um uns selbst gerade der Sonne zugewandt sind, nennen wir das Tag und wenn wir gerade der Sonne abgewandt sind, nennen wir das Nacht. Und wenn es Nacht wird, dann freuen uns darüber, dass wir jetzt endlich freien Blick auf die Sterne haben.

Zeichnung; Sonne und Erde; die Blickrichtung von der Erde auf die Sterne ist durch Pfeile markiert

Um die Sterne zu beobachten, müssen wir also nach draußen gucken, raus aus unserem Sonnensystem. Wenn wir zum Inneren des Sonnensystems blicken, dann sehen wir nur unsere eigene Sonne und strahlend blauen Himmel: es ist Tag. Wir sehen nichts von den Sternen der Galaxis, die in dieser Richtung liegen. Natürlich gibt es dort Sterne, doch unser eigener Mutterstern erhellt die Atmosphäre so sehr, dass sich diese Sterne unserem Blick entziehen.

Wir sitzen sozusagen in einem sich drehenden Kettenkarussell und gucken neugierig, welche Personen um das Karussell herum stehen. Wir schauen nicht nach innen (zur Karussellmitte), sondern nach draußen. Unser Blick ruht zunächst auf einer Person in einer roten Jacke. Wenn sich das Karussell in Bewegung setzt, sehen wir nach einer Vierteldrehung jemanden in einer blauen Jacke. Anschließend, nach einer weiteren Vierteldrehung, eine Person in einer gelben Jacke und nach der dritten Vierteldrehung jemanden in einer grünen Jacke.

Und dann? Wenn Sie die Anzahl der Vierteldrehungen mitgezählt haben, wissen sie, dass unsere erste Runde nach der nächsten Vierteldrehung komplett sein wird – wir haben dann volle 360° zurückgelegt. Wir kommen also zur ersten Person in der roten Jacke zurück. Dann wieder die Person in der blauen Jacke und so weiter: gelb, grün, rot, blau, gelb, grün – ein ewiger Kreis.

Übertragen wir das auf den Umlauf der Erde um die Sonne. Unser Karussell, das sich Sonnensystem nennt, gibt uns immer wieder den Blick, auf einen anderen Ausschnitt des uns umgebenden Universums frei.

Weil wir für eine Drehung des Karussells ein ganzes Jahr brauchen, ist die Veränderung dessen, was wir sehen, von einer Nacht auf die andere nur minimal, schließlich absolvieren wir binnen eines Tages nur ein Dreihundertfünfundsechzigstel der kompletten Sonnenumrundung.

Über mehrere Wochen hinweg ändert sich unser Blickfeld aufs Universum aber deutlich. Nach einem halben Jahr schauen wir in die entgegengesetzte Richtung des Weltalls wie ein halbes Jahr zuvor. Und wenn das Jahr voll ist, geht alles wieder von vorn los.

Zeichnung: Sonnensystem von der Seite; die Position der Erde im Abstand von sechs Monaten ist eingezeichnet; die jeweilige Blickrichtung auf die jahreszeitlichen Sternbilder ist durch Pfeile gekennzeichnet

Typische Sternbilder des Sommers sind zum Beispiel Schwan und Leier. Im Winter sind die beiden nicht zu sehen, aber dafür kann man Orion und Stier beobachten. Wie im letzten Absatz erwähnt, ändert sich der Himmelsanblick nicht schlagartig, sondern wir rücken jeden Tag ungefähr ein Grad weiter: 360° in 365 Tagen. Wir ordnen die unterschiedlichen Sternbilder zwar grob den verschiedenen Jahreszeiten zu, aber die Sternbilder erscheinen und verschwinden natürlich nicht plötzlich bei Quartalswechsel.

Die Sternbilder, die man heute kurz vor Aufgang der Sonne (also in der zweiten Nachthälfte) im Osten sieht, sind die gleichen Sternbilder, die man ein Vierteljahr später kurz nach Untergang der Sonne (also in der ersten Nachthälfte) im Westen beobachten kann. Frühlings- und Sommerhimmel, Sommer- und Herbsthimmel, Herbst- und Winterhimmel sowie Winter- und Frühlingshimmel gehen jeweils ineinander über.

Zeichnung: Sonnensystem von oben; die Position der Erde im Abstand von drei Monaten ist eingezeichnet; die Blickrichtung auf dasselbe Sternbild ist jeweils durch Pfeile gekennzeichnet

All diese wechselnden Sternbilder sehen wir also, wenn wir nachts den Kopf in den Nacken legen und nach oben zum Zenit schauen (dem gedachten Punkt genau über unseren Köpfen) oder wenn wir (ohne gereckten Kopf) in Richtung Westen oder Osten blicken. Der Nordhimmel ist anders. Er zeigt uns das ganze Jahr über die gleichen Sternbilder. Warum?

Setzen uns wieder in unser Kettenkarussell. Die um uns herum stehenden Menschen, Bäume und Reklameschilder sehen wir immer nur zeitweise. So weit, so klar. Aber jetzt schauen wir nach oben. Das Karussell hat keine Überdachung. Deshalb können wir ein Flugzeug sehen, das gerade über unsere Köpfe hinwegfliegt. Während sich das Karussell weiterdreht, können wir den Blick nach oben gerichtet halten und verlieren das Flugzeug nie aus den Augen.

Wir merken: Wenn wir waagerecht (nach außen) aus der Rotationsebene des Karussells herausschauen, verändert sich unser Gesichtsfeld ständig. Wenn wir stattdessen senkrecht (nach oben) aus der Rotationsebene des Karussells herausschauen, ändert sich unser Blickfeld nicht – es rotiert zwar, aber wir können denselben Punkt dauerhaft im Blick behalten.

Auf das Sonnensystem und die Erde übertragen: Wenn wir zum Zenit oder nach Osten oder nach Westen schauen, blicken wir waagerecht (nach außen) aus der Rotationsebene unseres Sonnensystems heraus. Deshalb sehen wir zu jeder Jahreszeit einen anderen Teil des uns umgebenden Universums.

Wenn wir nach Norden schauen, blicken wir senkrecht (sozusagen nach oben) aus der Rotationsebene unseres Sonnensystems heraus. Deshalb sehen wir beim Blick nach Norden immer denselben Ausschnitt des Universums. Und so finden wir während aller vier Jahreszeiten in Richtung Norden dieselben Sternbilder vor. Diese Sterne, die das ganze Jahr über zu sehen sind, bezeichnet man in der Astronomie als zirkumpolar.

Zeichnung: Sonnensystem von der Seite; die horizontale und die vertikale Blickrichtung aus dem Sonnensystem sind eingezeichnet

Wenn wir auf der Südhalbkugel leben würden, wäre alles andersherum. Beim Blick nach Süden würden wir senkrecht („nach unten“) aus der Rotationsebene des Sonnensystems herausschauen und beim Blick nach Norden, Osten oder Westen würden wir waagerecht aus der Rotationsebene des Sonnensystems herausschauen.


WIEDERHOLUNG

  • Warum gibt es Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Wintersternbilder?
  • Was sind zirkumpolare Sterne und wo findet man sie?

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