Was sind Fixsterne?
Und was sind Wandelsterne?


  • Alle Sterne sind Fixsterne
  • Die Planeten hießen früher Wandelsterne

Was hat es mit dem Ausdruck „ ⁠Fixstern ⁠“ eigentlich auf sich? Früher unterschied man zwischen Fixsternen und Wandelsternen. Fixsterne waren die Sterne, die immer an ihrem Platz blieben.

Das hieß natürlich auch damals nicht, dass man das ganze Jahr hindurch vom Fenster aus über den Schornstein des Nachbarn 5 cm nach oben und 2 cm nach rechts peilen konnte und dort immer den gleichen Stern sah und dieser in diesem Sinn auf ewig „ ⁠fix ⁠“ an seiner Position am Himmel verharrte. Vielmehr ist es so:

Die relativen Positionen der Sterne zueinander sind „ ⁠fix ⁠“

Was heißt das? Machen wir uns das am Beispiel eines Sternbilds deutlich. Nehmen wir den Großen Wagen, den fast jeder vom Namen her kennt und vielleicht auch am Himmel identifizieren kann.

Zeichnung: Sternbild großer Wagen

Die relativen Positionen dieser sieben Sterne zueinander bleiben immer gleich. Mit etwas Fantasie sehen Sie einen altertümlichen Wagen: einen Kasten auf Rädern mit einer Stange (einer Deichsel) zum Ziehen oder Lenken.

Während der Nacht bewegt sich das Sternbild nahezu unmerklich in einem Bogen über den Himmel. Obwohl der Wagen als Ganzes in Bewegung ist, bleibt der Wagen ein Wagen: die sieben Sterne sind hinsichtlich ihrer relativen Positionen zueinander „ ⁠fix ⁠“.

Die Sterne bewegen sich gemeinschaftlich als Teil eines himmlischen Ballettensembles

Dieses überirdische Ensemble dreht sich um einen zufällig ausgewählten Hauptdarsteller, der seinerseits unbeeindruckt an derselben Stelle verharrt: den Polarstern. Warum das so ist, klären wir in einem anderen Artikel.


Welche der Sterne sind denn nun Fixsterne?

  • Alle. Alles was nach unserer heutigen Definition ein Stern ist, ist zugleich auch ein Fixstern.

Die einzige Ausnahme bildet die Sonne. Sie ist zwar ein Stern, aber als Zentralgestirn unseres Sonnensystems nimmt sie für uns eine Sonderstellung ein. Würden wir zu einem benachbarten Sonnensystem reisen, würde unsere Sonne von dort aus betrachtet auch ein stinknormaler, durchschnittlicher Fixstern sein.

Da alle Sterne Fixsterne sind, können wir diesen Begriff als eine altertümliche, fixe Idee abtun und ihn aus unserem Gehirn löschen.

Fixsterne sind einfach Sterne


Wandelsterne

Was hat es mit den sogenannten „ ⁠Wandelsternen ⁠“ auf sich?

Früher bezeichnete man jedes leuchtende Pünktchen am Himmel als Stern. (Und heute ist das umgangssprachlich ja auch nicht anders.)

Wie immer im Leben tanzt irgendjemand natürlich aus der Reihe und hält sich nicht an die abgesprochene Choreographie. Bei unserem Himmelsballett wird diese Querulantenrolle von den Wandelsternen übernommen.

Zeichnung: Fixsterne und ein Wandelstern; die Bewegungsrichtung des Wandelsterns wird durch einen Pfeil angezeigt

Fünf Wandelsterne sind mit dem bloßen Auge zu erkennen. Von den alten Römern wurden diese fünf unsteten Pünktchen am Himmel mit Figuren aus ihren Göttersagen gleichgesetzt:

  • Merkur
  • Venus
  • Mars
  • Jupiter
  • Saturn

Diese fünf „ ⁠Sterne ⁠“ hielten sich nicht an die Regeln, die von allen anderen akzeptiert wurden: Anstatt gemütlich wie die anderen Pünktchen in Reih und Glied als Teil des Firmaments auf festen Bahnen dahinzuziehen, änderten sie im Lauf der Zeit ihre relativen Positionen zueinander und auch zu den anderen Sternen.

  • Auf die Frühjahrs-, Sommer-, Herbst und Wintersternbilder war jedes Jahr Verlass
  • Die nördlichen Sternbilder, wie der Große Wagen, blieben sogar das ganze Jahr hindurch sichtbar (auch hierzu an anderer Stelle mehr)
  • Aber die erwähnten fünf Abweichler hatten keinen festen Jahreszeitenrhythmus

Für die fünf Abweichler galt:

Mal waren sie hier, mal waren sie dort, mal waren sie weg. Deshalb bezeichnete man sie als Wandelsterne

Aber auch das hat sich gewandelt und wir nennen sie heute „ ⁠Planeten ⁠“. Die Namen, die die antiken Römer den einzelnen Planeten gaben – Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn – haben sich gehalten.

Wenn wir heute diese Namen hören, denken wir gleich an hochauflösende, farbige Fotoaufnahmen von Raumsonden, die feine Oberflächenstrukturen zeigen. Aber mit bloßem Auge sind die Planeten einfach nur kleine leuchtende Pünktchen, also Sterne.

Das Einzige, was die Planeten-Pünktchen von den anderen Pünktchen am Himmel unterscheidet, ist ihre Unstetigkeit: Sie sind Wandelsterne


Kurz am Rande: Durchs Teleskop wirkt der Saturn so, wie auf dem folgenden Bild zu sehen:

Mit bloßem Auge ist er jedoch nur ein helles Pünktchen. Jetzt zurück zum Thema …


Woher kommt das unterschiedliche Verhalten der fixen Sterne im Gegensatz zu den umherwandelnden Planeten?


Im Universum ist natürlich alles in Bewegung. Auch die scheinbar fixen Sterne rasen mit atemberaubender Geschwindigkeit umher. Aber gleichzeitig sind die Entfernungen im Weltall so unglaublich groß, dass über Jahrtausende hinweg der Anblick des Himmels von unserem Standpunkt aus gleichbleibt.

Es ist wie beim Kontinentaldrift auf der Erde. Die einen Kontinente bewegen sich aufeinander zu, während andere Kontinente voneinander wegdriften. Aber bei zwei Zentimetern Verschiebung pro Jahr dauert es ganz schön lange, bis Globusfabrikanten und Atlantenverlage ihre Produkte neu auflegen müssen.

So ist es auch in Bezug auf den Himmel. Es dauert hunderttausende Jahre, bis sich die Konstellation der Sterne aus unserer Beobachterperspektive nennenswert verändert hat, denn die Sterne bewegen sich zwar mit zigtausenden Kilometern pro Stunde aufeinander zu oder voneinander weg, aber die Abstände zwischen ihnen betragen Millionen Milliarden Kilometer.


Damit hätten wir schnell geklärt, warum die Sterne mehr oder minder fix für uns erscheinen. Aber was ist der Grund dafür, dass die Planeten am Himmel umherwandeln? Es ist alles eine Frage der Perspektive.

Zeichnung: Ein Zug und zwei Beobachter; der linke Beobachter befindet sich auf einem Hügel, weit entfernt vom Zug und der rechte Beobachter steht direkt am Gleisbett

Wenn Sie auf einem Hügel stehen und in einigen Kilometern Entfernung einen Zug beobachten, braucht er eine volle Minute, um einmal quer durch die Landschaft zu fahren. Ihren Kopf brauchen Sie dabei nicht zu bewegen. Der Zug bleibt eine Minute lang in Ihrem Blickfeld.

  • Je weiter der Zug entfernt ist, desto langsamer scheint die Fortbewegung vonstattenzugehen
  • Wenn sie hingegen direkt am Gleisbett stehen, müssen Sie ganz schön schnell ihren Kopf drehen, um die Bewegung des Zuges mitverfolgen zu können

Wie schnell ein Objekt durch unser Sichtfeld wandert, hängt also hauptsächlich von der Entfernung zwischen uns und dem beobachteten Objekt ab und nicht so sehr von der Geschwindigkeit

  • Der 100 km/h schnelle Triebwagen vor unserer Nase braucht 0,1 Sekunden, um einmal von links nach rechts durch unser Blickfeld zu rasen
  • Wohingegen dieselbe Lok aus 5 km Entfernung ganze 60 Sekunden braucht, um gemächlich von links nach rechts durch unser Blickfeld zu fahren, obwohl sie nach wie vor 100 km/h schnell unterwegs ist

Das gleiche Prinzip gilt für die Sterne und Planeten:

Die Sterne in unserer Galaxis sind wahnwitzig weit weg. Die Entfernungen zu den Planeten unseres Sonnensystems sind im Vergleich Peanuts

  • Je nach Konstellation im Sonnensystem liegen zwischen Erde und Saturn circa 0,8 Milliarden Kilometer
  • Die Distanz zum Stern Alkaid (ganz links auf der Zeichnung vom Großen Wagen am Anfang des Artikels) ist mehr als eine Million Mal so groß: sie beträgt fast eine Million Milliarden Kilometer

Deshalb wird in vier Wochen der Saturn eine merkliche Veränderung seiner Position erfahren haben, wohingegen Alkaids Bewegung auch über Jahrhunderte hinweg nicht wahrgenommen (aber gemessen) werden kann.


Auf den folgenden zwei „ ⁠Sternkarten ⁠“ können Sie die Position des Saturns in Relation zum Sternbild Steinbock mit seiner Position einen Monat später vergleichen.

Sie werden feststellen, dass der Saturn etwas nach rechts gewandert ist, wohingegen die Konstellation der Sterne des Steinbocks unverändert bleibt.

Zeichnung: Position des Saturn in der Nähe des Sternbilds Steinbock im Abstand von vier Wochen

ZUSAMMENGEFASST

Sowohl die Sterne der Galaxis als auch die Planeten des Sonnensystems sind einfach nur Pünktchen am Himmel.

Fixsterne

Die Sterne unserer Galaxis sind alle so weit von uns entfernt, dass sie aus unserer Perspektive einen feststehenden Himmelshintergrund bilden. Sie verändern ihre relativen Positionen zueinander nicht und wir haben genug Zeit, die Sterne vor unserem geistigen Auge zu Strichmännchen, Strich-Tieren und Strich-Gegenständen zu verbinden: die Sternbilder.

Wandelsterne

Im Gegensatz zu den Sternen der Galaxis sind die Planeten unseres eigenen Sonnensystems viel, viel näher an uns dran. Deshalb ist ihre Position am Himmel viel dynamischer.


WIEDERHOLUNG

  • Wie viel Prozent der Sterne sind Fixsterne?
  • Wie nannte man Planeten in der Antike?
  • Warum nannte man sie so?

Bitte helfen Sie mit

Mit einem kleinen finanziellen Beitrag können Sie den Weiterbetrieb von heute-am-himmel.de unterstützen.

Mehr Infos

Himmelsmechanik: Wie verändert sich der Himmel während einer Nacht?

Wie wandern die Sterne jede Nacht über den Himmel? Welchen Unterschied macht es, ob ich mich auf der Nordhalbkugel, Südhalbkugel, in der Polarregion oder am Äquator befinde?  Mehr dazu …


Wie verändert sich der Himmel im Verlauf des Jahres?

Warum sehen wir je nach Jahreszeit unterschiedliche Sternbilder? Und warum kommen im vor uns liegenden Frühling garantiert die gleichen Sterne wieder wie im vergangenen Frühling? Gibt es auch Sternbilder, die das ganze Jahr über zu sehen sind?  Mehr dazu …


Was sind Fixsterne? Und was sind Wandelsterne?

Es ist spannend, zu verstehen, warum diese aus der Mode gekommenen Begriffe noch immer zu dem passen, was sich tagtäglich vor unseren Augen am Himmel abspielt.  Mehr dazu …


Überblick

Finden Sie weitere informative Artikel.  Zur Übersicht …