FOTOS

Emissionsnebel IC 405 – der flammende Stern

Die Nacht vom 21.11.2025 war nach langer Zeit endlich mal wieder sternenklar. Eine gute Gelegenheit, vom Balkon aus ein Foto vom Flammensternnebel zu machen, der zwischen 19 Uhr und Mitternacht Richtung Osten immer weiter nach oben kletterte. Drei Stunden Belichtungszeit (360 Einzelschüsse von jeweils 30 Sekunden) führten bei 242 mm Brennweite und 50 mm Teleskopdurchmesser zu diesem Bild:

Der Flammensternnebel ist offiziell katalogisiert als IC 405 und auch bekannt als Caldwell 31. Es handelt sich um einen diffusen Nebel im Sternbild Fuhrmann (Auriga). ⁠ ⁠»⁠ ⁠Diffus⁠ ⁠«⁠ ⁠ ist hier kein negativer Begriff. Diffuse Nebel sind einfach nur unregelmäßig geformt – im Unterschied zu planetarischen Nebeln, die symmetrisch sind.

Seinen malerischen Namen (auf englisch ⁠ ⁠»⁠ ⁠Flaming Star Nebula⁠ ⁠«⁠ ⁠) verdankt er seiner dynamischen, feurig anmutenden Struktur, die durch die Wechselwirkung von Gas und Staub mit einem heißen, hellen Stern entsteht. Der Nebel wurde am 21. März 1892 vom deutsch-amerikanischen Astronomen Johann Martin Schaeberle entdeckt.


Der Flammensternnebel ist wahrscheinlich 1.400 bis 1.500 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt (so die verbreiteten Angaben). Am Nachthimmel bedeckt er eine Fläche von 30 × 20 Bogenminuten, was in etwa der Größe des Vollmonds entspricht. Die visuelle Helligkeit liegt bei 10 mag. Das heißt durchs Teleskop ist der Nebel sehr, sehr unscheinbar. Kein Vergleich zum Orionnebel, der auch in die Kategorie der diffusen Emissionsnebel gehört.

Die beeindruckende Form und Leuchtkraft des Nebels ist untrennbar mit dem massereichen, hellen Stern AE Aurigae verbunden – dem Stern, der auch auch dem obigen Foto hervorsticht.


Zwei Nebeltypen gleichzeitig

Der Nebel ist sowohl Emissions- als auch Reflexionsnebel, was zu seinem charakteristischen roten und blauen Farbspektrum führt:

  1. Emissionsnebel (rot): Das energiereiche, ultraviolette Licht von AE Aurigae ionisiert den umgebenden Wasserstoff des Nebels, indem es Elektronen aus den Wasserstoffatomen herausschlägt. Wenn diese Elektronen wieder eingefangen werden, emittieren die Atome Licht, hauptsächlich im roten Spektralbereich, was der Wolke ihr typisches, feuerähnliches Glühen verleiht.
  2. Reflexionsnebel (blau): AE Aurigae leuchtet wie alle besonders heißen Sterne im blauen Spektrum. Ein Teil des blauen Lichts von AE Aurigae wird von den feineren Staubpartikeln innerhalb der Wolke gestreut und reflektiert. Dies führt zu den bläulichen Bereichen in der Nähe des Sterns selbst. Schauen Sie nochmal aufs Foto.

Herkunft des ⁠ ⁠»⁠ ⁠Flammensterns⁠ ⁠«⁠ ⁠

Die folgenden beiden Absätze behandeln eine weit verbreitete Hypothese zur Herkunft des dominanten Hauptsterns.

AE Aurigae ist wohl ein sogenannter entlaufener Stern (runaway star). Es wird angenommen, dass er nicht im fotografierten Nebelgebiet entstanden ist. Stattdessen vermuten Astronomen, dass der Stern – zusammen mit anderen Sternen wie ⁠ ⁠»⁠ ⁠My Columbae⁠ ⁠«⁠ ⁠ und ⁠ ⁠»⁠ ⁠53 Arietis⁠ ⁠«⁠ ⁠ – vor Millionen von Jahren bei einer Begegnung mit einem anderen Mehrfachsternsystem (möglicherweise dem Doppelsternsystem ⁠ ⁠»⁠ ⁠Iota Orionis⁠ ⁠«⁠ ⁠) von seinem ursprünglichen Entstehungsort (wahrscheinlich in der Region des Orionnebels) weggeschleudert wurde.

Schließlich landete er in der Molekülwolke, die heute als IC 405 sichtbar ist. Sein intensiver Sternwind und die starke Strahlung formen die umgebenden Gas- und Staubstrukturen und erzeugen dadurch die dynamischen, gekräuselten Bänder, die dem Nebel seinen ⁠ ⁠»⁠ ⁠flammenden⁠ ⁠«⁠ ⁠ Namen geben.


Dieses Foto des Nebels ist ohne Spielereien hinsichtlich Farbsättigung und ohne zusätzliche Effekte oder Filter entstanden. Lediglich drei Stunden Belichtungszeit und eine digitale Rauschminderung. Achten Sie auch auf die feinen Nebelstrukturen jenseits der Bildmitte.

Flammensternnebel

Der Flammen­sternnebel IC 405 ist in den Winter­monaten mit dem Teleskop im Sternbild Fuhrmann beobachtbar. Fotografisch ist er aber noch wesentlich interessanter als visuell. 😉

Emissionsnebel wie dieser zeugen von der Macht, Größe und Schönheit im Universum!

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